Es ist still an diesem Mittwochmittag um 12 Uhr in der zentralen Eingangshalle des Kulturforums am Matthäikirchplatz. Die eigenen Schritte vor allem sind es, die durch den weiten umbauten Raum hallen. Seit dem 1. Oktober 2021 zeigt das Kulturforum hier für etwa zwei Monate die „Sonderpräsentation“ genannte Ausstellung „James Simon. Die Kunst des sinnvollen Gebens“. Dies ist auch der Titel des gleichnamigen Buches von Olaf Matthes, das 2011 in der Reihe „Jüdische Miniaturen“ bei Hentrich und Hentrich erschienen ist.
Bereits zwei Jahre zuvor, im Juli 2019, anlässlich der Eröffnung der vom Architekten David Copperfield entworfenen James-Simon-Galerie, war die Präsentation zu sehen. „Vier Filme rekonstruieren das Leben und Wirken von James Simon. In der begehbaren Videoinstallation können die Besucher*innen auf unterschiedlichen Screens den Unternehmer und Mäzen kennenlernen.“ Diese Beschreibung der Präsentation las ich auf der Website der Stiftung Preußischer Kulturbesitz – Staatliche Museen zu Berlin.
Meine Freundin und ich betreten einen großen, hohen, quadratischen, fast völlig dunklen und fast völlig leeren Ausstellungsraum – wir sollten in der nächsten dreiviertel Stunde die einzigen Anwesenden bleiben, neben den beiden Aufsicht führenden Männern. Gleichmäßig im Raum verteilt hängen vier riesige Leinwände, auf denen unablässig mehrminütige, animierte Diashows mit Filmschnipseln in einer Dauerschleife gezeigt werden: recht schnell wechselnde Bilder, hinterlegt mit der unverkennbaren Stimme von Katharina Thalbach, die die jeweiligen Geschichten in deutscher Sprache erzählt. Vier Leinwände beschäftigen sich mit je einem Schwerpunkt aus dem Leben des Unternehmers, Sammlers, Mäzens und Wohltäters, James Simon (1851-1932): (1) Biographie, (2) Deutsche Orientgesellschaft/Ausgrabungen in Ägypten und dem heutigem Irak sowie (3) Simons sozialem Engagement und (4) Simons Kunstsammlung. Die Präsentationen haben englischsprachige Untertitel und sind im Stehen zu hören.
An eine übliche Ausstellung erinnern nur noch wenige Gegenstände, die im Zentrum des Raumes angeordnet sind: ein Stuhl, davor ein Schreibtisch, darauf eine Büste der Nofretete. Ferner werden präsentiert zwei kurze Briefe von Simon an Wilhelm Bode in Kurrentschrift, Transkriptionen liegen vor. An einer Seite des Raumes befindet sich eine Sitzbank. Hier können sich die Besucher und Besucherinnen eine 12-minütige Virtual Reality-Präsentation anschauen – leider ist die dreidimensionale Ansicht nur verschwommen erkennbar. Die Bezeichnung „Videoinstallation“ mag vielleicht etwas hochgegriffen und die eindringliche Stimme der Schauspielerin auch nicht jedermanns Sache sein. Ferner ist die Schnelligkeit des Bilderwechsels durchaus anstrengend und vermutlich nicht für Interessenten aller Altersstufen problemlos genießbar. Insgesamt ist die Präsentation von Felix von Boehm und Gerda Leopold jedoch kurzweilig und vermittelt gut verständlich das Leben und Wirken des bedeutenden Berliners James Simon.
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